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Hier kannst du eines der ersten Interviews mit der Autorin lesen. Sie verrät, was für sie ein gutes Buch ausmacht, spricht über ihre Motivation dieses Buch zu schreiben und erzählt exklusiv aus ihrer Kindheit. Eine Lebensgeschichte die Mut macht.

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Interview

Geführt am 13.04.2020 
von Nora Scharffenberg

Ich fange mal ganz allgemein an. Was sind denn deine Lieblingsbücher und was hat dich an ihnen in den Bann gezogen?


Meine Lieblingsbücher sind tatsächlich - wer hätte das gedacht? - "Die Elfen" von Bernhard Hennen und "Harry Potter" von J.K. Rowling. Was mich an diesen Büchern in den Bann gezogen hat, waren diese riesigen Welten, in die ich immer wieder neue Geschichten hinein erfinden konnte, auch wenn ich selbst nicht die Autorin bin. Denn genau das fand ich daran immer so toll. Gar nicht mal unbedingt, was da alles passiert ist, das war natürlich interessant und das habe ich sehr gerne gelesen, aber ich konnte immer auch meine eigene Geschichte daraus machen.

Das heißt es hat dir vor allem Spaß gemacht, dich in die Welten hinen zu versetzen und deine eigenen Geschichten dazu zu erfinden?


Genauso ist es.

Kannst du dich denn an die erste Geschichte erinnern, die du selbst geschrieben hast?


Da müsste ich jetzt erstmal überlegen. Mir fällt auf jeden Fall eine Geschichte ein, die ich sehr früh geschrieben habe - ob das nun die erste ist, weiß ich allerdings nicht mehr so genau. Aber ich weiß noch, um was es ging und wie ich sie geschrieben habe. Es muss um die Osterzeit gewesen sein, denn es waren Schulferien und ich durfte den alten PC meiner Mutter benutzen. Das war ein ganz altes Gestell, ein Windows 3.11, ohne Fehlerkorrektur! Ich war zu dem Zeitpunkt sieben Jahre alt und ich hatte einen Ausschnitt von einem Gruselfilm gesehen, der mich inspiriert hatte. Dazu muss man wissen, dass ich als Kind nie ins Bett gehen wollte und abends immer nochmal "auf Toilette" oder "ein Glas Wasser trinken" gegangen bin und da ist mir dieser Filmausschnitt über den Weg gelaufen - oder vielmehr, ich ihm. Auf jeden Fall ist danach meine erste Geschichte entstanden und diese habe ich auch stolz allen gezeigt. Die meisten konnten sie leider vor lauter Fehlern nicht lesen, aber ich habe mir Mühe gegeben, es allen zu erklären.

Und worum ging es in dieser Geschichte?


Da ging es um ein Fabelwesen, das war halb Dämon, Wildschwein und halb Wolf und das ist über unser Dorf, in dem ich mit meiner Familie lebte, hergefallen. Ich hab die Geschichte auch noch irgendwo in ausgedruckter Form!

Was denkst du denn heute über deine Geschichten, die du damals geschrieben hast?


Manche sind furchtbar, aber manche auch nicht. Trotz allem sind die Geschichten ja ein Teil von mir. Ich war schon immer sehr fantasievoll, aber eine Zeit lang musste immer alles sehr romantisch sein und das ist tatsächlich etwas, was ich heute nicht mehr so schreiben würde - das heißt: nicht mehr in diese absolut kitschig, romantische Richtung. Aber einige Geschichten sind mir tatsächlich auch noch sehr im Gedächtnis geblieben und inspirieren mich auch heute noch. Zum Beispiel war ich mit meiner Klasse zur Klassenfahrt - die leider total öde war. Da haben wir uns eine Geschichte ausgedacht. Wir waren wandern und sollten uns einen Steinbruch anschauen - das war aber kein Steinbruch, sondern nur ein Haufen Steine. Und da war uns so langweilig, da haben wir uns als gesamte Klasse eine Geschichte ausgedacht. Damals war das witzige daran, dass wir uns alle selbst als Figuren mit eingebaut hatten. Diese Geschichte war sehr schön und ich habe sie sogar noch und vielleicht greife ich die auch nochmal auf - natürlich mit geänderten Namen! 

Da bin ich mal gespannt! Jetzt komme ich nochmal zurück auf die Frage, was du gerne selber liest. Was macht denn für dich ein Buch zu einem guten Buch?


Das ist ja immer sehr subjektiv. Für mich speziell braucht ein gutes Buch Hauptfiguren, in die ich mich gut hineinversetzen kann und mit denen ich mitfühlen kann. Das ist mir ganz wichtig. Denn ohne diese Figuren ist ein Buch, meiner Meinung nach, einfach nicht lebendig. Dazu mag ich es persönlich sehr, wenn die Welten, in denen das Buch spielt, groß sind. Aber das muss nicht immer der Fall sein. Ich kenne auch spannende Geschichten, die kurz sind, und nur an einem Ort, oder sogar nur in einem einzigen Raum spielen. Dann muss aber auch eine tolle Handlung dabei sein, ansonsten finde ich es schnell langweilig.

Jetzt hast du selbst schon das Thema Hauptperson angesprochen. Du hast ja eine Hauptperson geschrieben, die sehr unabhängig ist, die sehr stark ist, die aber auch immer auf der Suche ist. Kannst du dich erinnern, wie diese Person für dich entstanden ist? 


Das ist eine sehr schwierige Frage und ich muss sagen, dass ich mich immer schon vor dieser Frage gefürchtet hab. Denn so richtig kann ich das gar nicht erklären. Das klingt vielleicht blöd, aber das ist einfach so passiert. Viele Autoren sagen, dass das nicht stimmen kann, denn es liege immer eine Grundüberlegung zugrunde. Dem stimme ich auch zu, aber ich kann mich tatsächlich an diesen einen Moment nicht mehr erinnern. Die Idee war einfach da.  Jede Figur, die ich erfunden habe, hat ein bisschen mit mir selbst zu tun, weil sie ja aus mir heraus entstanden ist - aus meinen Erfahrungen, aus meinen Normen und Werten. Was ich noch weiß ist: dass die Grundidee zu Rakna einmal abends im Bett entstanden ist. Da haben meine Gedanken aber erstmal nicht mit der Hauptfigur begonnen, sondern eher mit dem Handlungsstrang. Und erst danach habe ich überlegt: welche Person kann diesen Handlungsstrang überhaupt bewältigen? Und aus diesen Überlegungen ist Rakna entstanden.

Welche Charaktereigenschaften schätzt du denn selbst an deiner Hauptfigur?


Es ist nicht mal unbedingt ihre Stärke [bzw. das was man allgemein im ersten Moment dafür halten würde]. Sie täuscht oft Dinge vor, um Gedanken oder Gefühle zu schützen, die sie in diesem Moment nicht preisgeben möchte. Was sie ausmacht, ist ihre Entschlossenheit. Sie ist immer bereit, zu kämpfen. Wofür, ist unterschiedlich: mal sind es die Freunde, mal auch einfach die Motivation, Rache zu üben. Das kommt ganz darauf an, in welcher Situation sie sich befindet. Aber sie ist auf jeden Fall immer fest entschlossen, das was sie sich vorgenommen hat, auch umzusetzen. Diese Eigenschaft fehlt mir selbst manchmal und das schätze ich dafür umso mehr an ihr. Was ich außerdem an ihr schätze, ist ihre Offenheit für Neues. Denn sie weiß ja nie, wo ihre Reise hinführen wird, muss immer wieder flexibel sein und auf neue Situationen reagieren, die auf sie zukommen. Und trotz allem, was ihr widerfährt, versucht sie überall das Gute zu sehen und lässt sich nicht von Vorurteilen leiten.

Du hattest vorhin ja schon gesagt, dass die Charaktere in deinem Buch alle einen Teil von dir haben. Gibt es denn auch Charaktere wo du merkst, die erinnern dich an Menschen aus deinem eigenen Leben?


Wie schon gesagt, basieren alle Charaktere auf meinen eigenen Erfahrungen. Da sind natürlich auch Erinnerungen dabei, die ich mit anderen Menschen teile bzw. Dinge, die ich von anderen gelernt oder erfahren habe. Es ist keine Figur dabei, die ich eins zu eins an einem lebenden Menschen festmachen könnte. Es sind immer verschiedene Einflüsse, die da zusammenspielen. Andererseits gibt es auch Menschen, die mir nahe stehen und die das Buch bereits gelesen haben, die glauben, zu manchen Charakteren Verbindungen zu Freunden ziehen zu können. Das ist, wie gesagt, unbewusst geschehen oder entspringt vielleicht auch der Fantasie des Lesenden selbst. Wenn es also Ähnlichkeiten gibt, sind diese zumindest nicht beabsichtigt.

Aber es ist sicherlich als Autorin auch schön, wenn andere versuchen die eigenen Charaktere zu durchdringen und zu verstehen und deren Kern zu ergründen - auch wenn es ist, um Verbindungen aufzudecken.


Ja, das auf jeden Fall. Ich freue mich über jedes Feedback, auch wenn es manchmal nicht dem entspricht, was ich mir vielleicht beim Schreiben gedacht habe. Aber das macht es gerade spannend. Ich liebe es, wenn Menschen Vermutungen anstellen, was mit Nebenfiguren eventuell geschehen sein könnte oder sich Gedanken über den Ausgang der Geschichte machen. Das ist Balsam für meine Autorenseele.

Mir ist zu Ohren gekommen, dass bereits ein zweiter und ein dritter Teil in Planung ist - wenn nicht sogar schon fertig geschrieben. Wie kann ich mir die Entstehung vorstellen? Hattest du zuerst ein Gerüst oder Fahrplan, wo es mit der Geschichte hin gehen soll? Oder hast du einfach drauf los geschrieben und gesehen, wohin es sich entwickelt? Oder hat es sich beim Schreiben selbst ergeben?


Zu diesem Thema - Plotten - gibt es ja unzählige Tipps und Ratgeber von anderen Autoren und Hobby-Schreibern. Aber als ich selbst mit dem Buch begonnen habe, hatte ich ehrlich gesagt keine Ahnung, was eigentlich ein Plot ist und habe einfach erstmal angefangen. Trotzdem stand schon ein Grundgerüst. Ich hatte Eckpfeiler, auf die ich beim Schreiben hin gearbeitet habe. Ich habe sozusagen die Räume zwischen den Eckpfeilern ausgefüllt. Indem ich den Raum füllte, sind neue Szenen entstanden, die vorher nicht so geplant waren. Diese Szenen sind dann in ihren einzelnen Facetten gewachsen und haben sich, wie ein Mensch, nach und nach entwickelt. Dabei hat sich sehr schnell herausgestellt, dass alles was ich mir vorstellte, nicht in einen Band passen wird.

Bist du beim Ausfüllen der Lücken linear vorgegangen, also vom 1. Kapitel zum 2. und so weiter? Oder hast du bereits am Anfang Szenen für das Ende geschrieben, die du schon im Kopf hattest? Wie konntest du dir die Ideen für die Zwischenzeit merken?


Das hat bei mir alles im Kopf stattgefunden. Ich hatte einzelne Szenen bildlich in meinem Kopf, aber habe sie nicht direkt aufgeschrieben. Manchmal habe ich mir Notizen gemacht. Das waren aber eher Stichpunkte, damit ich bestimmte Handlungsstränge nicht vergesse. Manchmal habe ich mir einen ganzen Satz, den ich direkt verwenden wollte, aufgeschrieben. Aber ich habe keine Szenen schon vorher geschrieben und dann ans Ende gesetzt. Da wollte ich mir den natürlichen Prozess erhalten, die Geschichte sich selbst entwickeln zu lassen. Wenn ich schon ein geschriebenes Ende gehabt hätte, hätte ich mich vielleicht auf Sachen versteift, die ich letztendlich gar nicht mehr im Buch haben wollte, weil es sich anders entwickelt hat. Um dieses Risiko nicht einzugehen, bin ich wirklich Stück für Stück, Kapitel für Kapitel vorgegangen, habe meine Ideen so lange im Kopf behalten und sie im richtigen Moment auf die Situation angepasst.